Vom Fast-Absteiger zum Meister - Saison der Extraklasse
Viel zu sagen bleibt einem als Sandhäuser diese Saison
sicherlich nicht. Die Euphorie der Sandhausen Fans, Gönner, Sympathisanten und
Lokalpatrioten war immens, (vor allem) wenn man bedenkt, dass die bescheidene
14.500 Einwohner fassende Gemeinde es nach 96jähriges Vereinsgeschichte aus
eigener Kraft in die zweithöchste deutsche Spielklasse - die 2. Bundesliga,
geschafft hat. Der ‚ewige‘ Oberligist SV Sandhausen, der solange wie kein
anderer Verein in der baden-württembergischen Oberliga verweilte und deren
ewige Tabelle mit 1630 Punkten und einer Tordifferenz von stattlichen 630 Toren
anführt, schaffte nach insgesamt 28 Jahren Oberliga - davon 26 mit einstelligem
Tabellenplatz - und dazwischen einem Jahr Regionalliga in der Saison 95/96, 2007
den erneuten Aufstieg in die südliche der damaligen zweigleisigen Regionalliga.
Mit dem dort erlangten 5. Rang stieg man in die neugeschaffene 3. Liga auf und
zählt damit gemeinsam mit Hochkarätern wie Dynamo Dresden und Fortuna
Düsseldorf zu den Gründungsvereinen.
Nach 4 Jahren Drittklassigkeit, nämlich in der frisch
abgelaufenen Saison 2011/2012 hatte man allerdings den Gefallen an der vom TV verachteten
Liga verloren und stieg als Meister direkt in das Bundesliga-Unterhaus auf.
Spaß beiseite: Noch vor 15 Monaten galt der als Aufstiegsaspirant gehandelte badische
SVS schier in die Regionalliga ab. Eine Talfahrt, die mit der Entlassung von Trainer
Gerd Dais im Februar 2010 begann - zeitweilen von Frank Leicht und Pavel
Dotchev nicht gestoppt werden konnte - und letztendlich im Februar 2011 endete,
und mit wem? Gerd Dais! Ein Mann, dessen Name in Sandhausen mittlerweile auch
das Stadion, sowie deren Straße schmückt (bisher nur spaßeshalber von den
Fans), den man hier sicher niemals vergessen wird.
'Bambule, Randale, Sandhausen hat die Schale!' [Zitat Ole Kittner, Spieler SV Sandhausen]
Nachdem er 2 Tage nach Wiederantritt des Trainerjobs beim
SVS noch beim damaligen Aufsteiger Dynamo Dresden verlor, brachte er es fertig
mit seiner Truppe keines der folgenden 13 Spiele mehr zu verlieren und aus
Platz 18 den 12. zu machen. In der darauffolgenden gerade beendeten Saison
durfte er sich dann verdientermaßen Meistertrainer nennen. Sein SV Sandhausen verwies
als Verein mit den meisten Punkten, meisten Siegen und auch der besten
Tordifferenz alle anderen auf die undankbareren Plätze.
Nach einem Jahr, das sich wie ein schöner Traum anfühlte,
gilt es die Contenance zu wahren und in der kommenden Zweitligasaison erhobenen
Hauptes den Klassenerhalt zu schaffen. Dann heißt es Goodbye, Weserstadion
Platz 11 und hallo Allianz-Arena. Messen wird man sich mit Größen wie 1860
München, dem FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf oder gar Hertha BSC Berlin,
aber anmerken lassen wollen sich die Sandhäuser Hardtwaldhelden das gewiss nicht.
Man will sich in den bevorstehenden Jahren in der 2. Bundesliga etablieren. Der
SV Sandhausen soll im deutschen Fussballjargon kein Fremdwort mehr sein. An
Vereinserfolge wie dem längsten Elfmeterschießen der DFB-Pokal-Geschichte 1995
- dass der SV Sandhausen mit 13:12 gegen den VfB Stuttgart gewann - soll
angeknüpft werden.
Das Schöne am SVS ist aber auf jeden Fall, dass es nie
langweilig wird. Abgesehen von der unterm Strich überragenden Spielzeit,
kassierte man mal eben 4 Gegentore in Oberhausen (1:4), Darmstadt (1:4) und
Erfurt (2:4). Nach 14 saisonübergreifend unbesiegten Monaten gab es am
Hardtwald die erste (und einzige Saison-)Heimniederlage. Fast gänzlich ohne
Gegenwehr ließ man den Chemnitzer FC dreimal einnetzen. Und immer dazwischen
gab es auch die ganz großen Highlights: 4:0-Auswärtssieg bei Wehen Wiesbaden
mit einem Dreierpack durch Kapitän Löning, 4:0 zu Hause gegen Babelsberg.
Sandhausen ist eben ein Verein mit Leidenschaft. Denn immer nur gewinnen ist
auf Dauer ja auch nix, ich nehme an die Dortmunder sind mittlerweile auch
gelangweilt nach gefühlten 2 Jahren ohne Niederlage - oder betrunken vom Feiern
;-). Prost und ein frohes neues Jahr! Äh Saison…
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